Freya Kliers elftes Gebot: Du sollst dich erinnern
Widerstandskämpferin erzählt Zehntklässlern im
Forum des Gymnasiums Buxtehude Süd von ihrem Alltag in der DDR
BUXTEHUDE.
"Du sollst dich erinnern" - das sei ihr elftes Gebot, erzählte Freya
Klier nach ihrem Vortrag im Forum des Gymnasiums Buxtehude Süd für
Zehntklässler. Dort hatte die Sechzigjährige aus ihrem Leben in der DDR
erzählt. Jugendreporterin Melina Birkner (15) aus Beckdorf war dabei.
1950 in Dresden geboren, musste Freya Klier bereits als dreijähriges
Mädchen für ein Jahr ins Heim, weil man ihre Eltern wegen
Ausschreitungen gegen einen Uniformierten bestrafte. Schon dort wurde
sie mit radikalen Mitteln zum sozialistischen Menschen erzogen. Auch in
den Schulen und Universitäten richtete sich alles nach dem Vorbild des
Ostens. Wer sich dem Westen zuwandte, wurde bestraft.
Der Schulranzen wurde auf westliche Gegenstände wie Magazine durchsucht,
Treffen in Gruppen war Jugendlichen ohne Aufsichtsperson und
Genehmigung der Polizei verboten und wurde mit bis zu vier Jahren Haft
bestraft. Wer es wagte, etwas gegen die DDR oder Polizei zu sagen,
konnte mit elf Jahren Gefängnis rechnen. Jeder Individualismus wurde
unterdrückt. Der Deutsche war ein Arbeiter, Arbeitslosigkeit wurde nicht
geduldet. Die Wahrheit zu sagen, war in jener Zeit ein schlimmer Fehler
- das lernte Freya Kliers Bruder: Als er sich mit seinen Freunden traf
und Musiktexte aus dem Westen austauschte, handelte er sich vier Jahre
Haft ein.
Freya entschied sich für das Theater, die einzige Möglichkeit für sie,
Widerstand zu leisten. Sie wurde Schauspielerin. Immer im Hinterkopf:
die Sehnsucht nach der Flucht aus der DDR.
Im Rahmen ihres Studiums traf sie auf schwedische Austauschschüler und
plante mit ihnen ihre Flucht. Fast schon hatte sie ihren Traum erreicht,
als ihre Pläne durch die Stasi aufflogen und sie für elf Monate ins
Gefängnis kam. Das war eine harte Zeit.
Nach der Haft beendete sie aufgrund guter Beziehungen ihr Studium, wurde
Regisseurin und gewann sogar Filmpreise. Als sie 1987 einen der ersten
Friedenskreise in Berlin gründete und nun aktiv gegen die DDR vorging,
bekam sie Berufsverbot. Von nun an war sie richtige Staatsfeindin und
propagierte in geheimen Auftritten zusammen mit ihrem Mann gegen die
DDR. Bis sie einige Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Nadja nach einer
riskanten Aktion ihres Mannes festgenommen und außer Landes gebracht
wurde. Doch Freya wollte zurück: Sie musste ihre Arbeit dort beenden.
Noch heute gilt Freya Klier als eine der bekanntesten
Friedenskämpferinnen.
22.05.2010
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