Wo ist die Mitte?

Teilnahme an der Deutsche Schülerakademie Braunschweig

Dieses Jahr hatte ich die Ehre an der Deutschen Schülerakademie (DSA) in Braunschweig teilzunehmen, welche eine Förderung für Bildung und Begabung ist und vom Bundesministerium für Bildung Forschung und weiteren Stiftungen gefördert wird. Jedes Jahr finden verschiedene Akademien während des Sommers statt, an denen hauptsächlich deutsche Schüler mitmachen, aber auch die Möglichkeit besteht für Schüler aus dem Ausland mit guten Deutschkenntnissen teilzunehmen. (Für Schüler aus Deutschland gibt es natürlich ebenso die Möglichkeit an einer Akademie im Ausland teilzunehmen.)


Auf das Angebot selber bin ich durch Frau Puckhaber gekommen, da sie mich schon frühzeitig darüber informiert und gefragt hatte, ob ich Interesse hätte, daran teilzunehmen. Da nach dem üblichen Bewerbungsverfahren die Schüler von der Schule vorgeschlagen werden müssen, tat sie dies mit meiner Zustimmung, woraufhin ich das Glück hatte angenommen worden zu sein. Der größte Anteil der Kosten wird zwar durch die Spenden finanziert, aber da ca. 1.000 Schüler jedes Jahr für 16 Tage in ein Internat fahren und versorgt werden müssen, fällt ein eigener Kostenbeitrag von 500€ an.

Wie bereits erwähnt, habe ich an der Akademie Braunschweig II teilgenommen, die unter der Leitung von Hartmut Rosa, einem bekannten Soziologen, stand. Dort gab es unterschiedliche Angebote von Kursen, die man schon im Vorwege auswählen musste und die Bereiche von Theater bis Physik abdeckten. Mein Kurs nannte sich “Wo ist die Mitte?” und hat sich mit der Frage beschäftigt, ob bzw. wie man eine gesellschaftliche Mitte definieren kann. Um diese Frage in den 16 Tagen zu beantworten, haben wir zu Beginn Skalen aufgestellt, die dabei helfen sollten, in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel der moralischen Einstellung oder dem Lebensstandard, die Extreme festzulegen und die daraus resultierende Mitte zu erkennen. Daraufhin erstellten wir im Kurs einen Fragebogen für alle Akademieteilnehmer und -leiter mit passenden Fragen zu den zuvor erstellten Skalen. Bei der Auswertung musste dann darauf geachtet werden, wie die einzelnen Extreme und in Folge dessen auch die “Mitte” bewertet wurden. Anhand der Ergebnisse ließen sich Skalen und eine Milieudarstellung entwickeln, welche der Veranschaulichung der Ergebnisse vereinfachen sollten. Als ein Ergebnis ließ sich zum Beispiel festhalten, dass am meisten die Grünen in der Akademie gewählt worden wären. Außer solchen Experimenten haben wir Planspiele veranstaltet und uns intensiv mit Texten unseres Readers beschäftigt, den wir schon vorher zugeschickt bekommen hatten und durcharbeiten sollten. Die Texte beinhalteten verschiedene Aussagen und Theorien über die Mitte, aber behandelten auch philosophische Aspekte, wie die Diskursethik (Leitlinien für eine gelungene Debatte) von dem Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas oder die von Paul-Michel Foucault. Als Ergebnis aller Kurse wurde eine Dokumentation erstellt mit selbst verfassten Texten der Teilnehmer zu den verschiedenen Themen ihres Kurses.

Normalerweise hatte man zwei Kurseinheiten am Tag, die jeweils etwas länger als zwei Stunden waren. Und wenn man nicht gerade im Kurs war, gab es sämtliche Angebote von anderen Teilnehmern, weil sie Mitteilnehmern neue Dinge beibringen konnten oder aus einer anderen Kultur stammen und dann darüber berichtet haben. Ich konnte zum Beispiel einen Einblick in die chinesische und spanische Sprache bekommen oder bin Trampolin gesprungen so wie es Turnerinnen tun, oder zumindest so ähnlich und noch vieles mehr. Da jeder ein anderes Talent hatte und auch viel Musik gemacht wurde, hatte man nie Langeweile und vom frühen Schlafengehen konnte man nur (tag-)träumen, das Angebot war einfach zu vielfältig. Dennoch: jeden Morgen gab es schon um 7.30 Uhr Frühstück.

Zwischendurch wurde auch eine Exkursion angeboten mit mehreren Zielen in die Umgebung. Außerdem wurde jeden Tag viel Sport gemacht und an einem Abend ein Volleyballturnier veranstaltet, bei dem alle Kurse gegeneinander angetreten sind, sowie das Team aller Kurs- und Akademieleiter.

Insgesamt war es für mich eine gelungene Zeit dort und die Befürchtung in ein “Nerdcamp” zu kommen wurde mir ziemlich schnell genommen, obwohl alle in irgendeiner Form etwas gut können und motiviert sind, kam der Spaßfaktor trotzdem nicht zu kurz. Die Akademie wird auch “Ermöglichungsakademie” genannt, weil vieles ermöglicht wird, man Zeit hat, Neues auszuprobieren und uns das ganze Internatsgelände mit Turnhalle und kleinem Theater zur Verfügung stand und wir alles benutzen durften, sofern wir dafür Sorge trugen, dass alles am Ende wieder am gleichen Ort ist. Gab es etwas (noch) nicht, wurde alles daran gesetzt, es möglich zu machen.

Carolin S., Jg. 12