Hauptsache Arbeit?

Am Donnerstag Abend, den 16.02.2017, bot sich uns, dem Politik-Wirtschaft Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau bei Frau Puckhaber, wieder einmal die Möglichkeit, uns zu einem der vielen Themen der Politik eine Diskussion anzuhören. Unter dem Titel „Gebundenes Leben: Hauptsache Arbeit“ diskutierten die Franktionsvorsitzende der Linken Sahra Wagenknecht, die Philosophin Svenja Flaßpöhler und der Journalist Rainer Hank. Die Moderation hatte Christoph Bungartz vom NDR.

An diesem Donnerstagabend war wieder einmal ein großer Publikumsansturm, dessen Altersdurchschnittlich wir und eine weitere Schulklasse aus Hamburg sichtlich senkten. Anders als bei Frau von der Leyens Vortrag gab es allerdings keine aufwendig getroffenen Sicherheitsmaßnahmen, als auch keine Demonstranten vor dem Körber-Forum.
Die Veranstaltung sollte um 19 Uhr beginnen, allerdings traf Frau Wagenknecht aufgrund von Bahnproblemen nicht pünktlich ein, sodass man sich schließlich um 19:10 dazu entschloss, in das Thema des Abends mit einem Kurzfilm einzuleiten. Es ging in dem Animationsfilm darum, dass Menschen immer älter werden und doch, wenn sie einmal alt sind, keine richtige Aufgabe mehr haben und durch junge, leistungsfähigere Menschen ersetzt werden. Denn eine Wegwerfgesellschaft schaffe Arbeitsplätze.
Als Sahra Wagenknecht endlich eintraf, konnte die Diskussion starten. Es wurde die Kernfrage aufgeworfen: Ist Arbeit ein Zwang oder schafft Arbeit auch ein gewisses Glück im Leben?

Die Position Sahra Wagenknechts bezog sich diesbezüglich darauf, dass Arbeit dann zu einem Zwang werde, wenn man das Gefühl bekäme, ohne Arbeit auf sämtlichen Ebenen des Lebens zu versagen. Laut einer Studie sei für 95% Arbeit der Hauptbestandteil eines glücklichen und erfüllten Lebens. Dadurch jedoch, dass Arbeit auch zugleich gesellschaftliche Anerkennung bedeute, Arbeit zum Überleben wichtig sei und ohne Arbeit ein sozialer Abstieg bevorstehe, wird Arbeit zu einem Zwang. Diese Lage versetzt Mensch in Druck- und Angstsituationen. Diese Punkte seien laut Wagenknecht Kern des Problems und somit plädiert sie dafür, dass eindeutige Regeln zum Schutz der Arbeitnehmer aufzustellen sind. Des Weiteren sieht Sahra Wagenknecht Arbeit als „gut“ an, wenn sie frei sei. Das heißt, es müsse eine Balance zwischen Leben und Arbeit gefunden werden, sodass dem Arbeitnehmer stets ein gewisser Grad an Selbstbestimmung eingeräumt werden kann. In der Realität bestehe das Problem darin, dass es zu lange Arbeitszeiten und zu wenig Bezahlung gebe. Ein weiterer Kritikpunkt Wagenknechts war, dass unser Bildungssystem keine Voraussetzung für eine allgemeine Chance auf einen späteren Job schaffe. Es sei mehr in Bildung zu investieren und die Schulen seien zu unterstützen.

Laut der Philosophin Svenja F. sei die Begeisterung an seiner Arbeit der entscheidende Faktor, der schließlich auch zu einem Glücksgefühl führe. Somit spricht sie sich auch für mehr Schutz gegen die Ausnutzung dieser Arbeitsbegeisterung aus. Arbeit als Glück per se anzusehen, sei daher als eine Art Ideologie zu verstehen. Ein Workaholic zu sein, sei eine „Sucht“, die laut der Philosophin vor allem durch unsichere Arbeitsverhältnisse, wie z.B. Leiharbeiter verursacht werde. Menschen hätten kaum noch die Liebe im Sinn, sondern sähen ihren Job als ihre „Sinnerfüllung“ an. Ein weiteres Problem der heutigen Gesellschaft sei, dass jeder nur noch für sich arbeite und keine Vertrauensverhältnisse zwischen Kollegen entstünden, welche jedoch notwendig seien.

Rainer Hank bezog die Position, dass Arbeit ein entscheidender Faktor der Zufriedenheit sei. Denn obwohl man zunehmend stets mit der „Uhr in der Hand“ denke, gebe der Job einem auch ein gutes Gewissen. Laut dem Journalist gehe ohne eine 35-Stunden-Woche oftmals die Disziplin der Menschen verloren, so dass sie „verluderten“. Er vergleicht, des Weiteren die Vollbeschäftigung der 1960iger Jahre mit der heutigen und erntete damit Aufregung des Publikums, welches diesen Vergleich nicht zu teilen schien. Auf das Kernproblem bezogen, sieht Hank deutlich, dass die Flexibilität der Menschen in der Arbeitswelt zu verbessern ist. Die heute 40-Jährigem seien stellenweise schon zu alt, um Neues zu lernen, jedoch aber zu jung, um in den Vorruhestand zu gehen.

Insgesamt war die Diskussion meistens spannend, allerdings kam es häufig zu Überschneidungen und Wiederholungen verschiedener Themen. Dadurch kam durchaus stellenweise ein wenig Langeweile auf. Teilweise drückten sich die Diskutierenden umständlich und kompliziert aus, sodass es nicht immer einfach war ihnen zu folgen. Es gab strittige Diskussionspunkte unter den Diskutierenden, welche teilweise durch Rufe aus dem Publikum bestätigt bzw. auch negativ beurteilt wurden.
Nichtsdestotrotz bin ich gespannt auf unseren nächsten Besuch im Körber-Forum.

Laura C, Jg. 11