Studium mit Stipendium?
Es gibt vielfältige Stiftungs- und Förderprogramme, die Stipendien vergeben. Manche sind politischer, manche kirchlicher, wiederum andere regionaler Natur. Um sich in der Stiftungslandschaft mit öffentlichen und privaten Trägern zurechtzufinden, bietet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einen Stipendienlotsen an, mit dem man anhand von Wunschkriterien das passende Programm finden kann:
http://www.stipendienlotse.de/
„Nie waren die Chancen, ein Stipendium zu erhalten, so gut wie heute. Aktuell werden rund drei Prozent aller Studenten in Deutschland gefördert – mittelfristig sollen es 10 Prozent werden.“ (Max-Alexander Borreck u. Jan Bruckmann: Das Insider-Dossier. Der Weg zum Stipendium. Tipps zur Bewerbung für 400 Stipendien- und Förderprogrammen. 2. erw. Aufl. Köln 2011, S. 9)
Gründe für die Stipendienbewerbung
Viele Studierende geben an, dass sie die finanzielle Unterstützung und das mit Stipendien verbundene Renommee reizen würde. Ersteres mag eine legitime Motivation sein, sich um ein Stipendium zu bemühen, sollte aber nicht die einzige sein. Letzteres wird von Förderern als positiver Nebeneffekt gesehen, aber nicht als Bewerbungsgrund akzeptiert.
Stipendien bieten mehr als eine finanzielle Unterstützung, die je nach Programm auch variiert. Für viele Stiftungen hat die immaterielle Förderung einen gleichwertigen Stellenwert zur materiellen. Die immaterielle Förderung besteht quasi aus einem Begleitprogramm, das die Stiftungen durchaus einiges kostet. Im Rahmen dieser Förderung erhalten Stipendiaten beispielsweise die Möglichkeit an Seminaren mit hochkarätiger Besetzung teilzunehmen, Rhetorikschulungen zu besuchen, stiftungseigene Ressourcen (z. B. Stiftungsbibliothek oder Intranet) zu nutzen, an Bildungsreisen teilzunehmen, etc.. Die Ausrichtung der Angebote ist oftmals interdisziplinär. Kein Wunder also, dass Stipendiaten eine günstige Ausgangsposition erhalten, falls sie eine akademische Karriere anstreben.
Darüber hinaus bieten Stipendien Raum zum Networking. Das Ziel vieler Studienförderer ist es, Netzwerke zwischen engagierten und akademisch erfolgreichen Studierenden aufzubauen, eine Elite, die nachhaltig für die Ziele der Stiftung einsteht und diese repräsentiert. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sich Bewerber mit der Ausrichtung und Orientierung der Förderer auseinandersetzen und sie für sich annehmen können.
Insgesamt gehört es zum Selbstverständnis nahezu aller Programme, dass sich Stipendiaten während und nach der Förderung für das Gemeinwohl engagieren. In dem Kontext werden Bewerber auch gerne zu ihren individuellen Gründen befragt, sich für ein spezifisches Programm zu bewerben.
Mythen: Keine „k.o.-Kriterien“ für eine Bewerbung
Stipendien sind eine Form der Begabungsförderung, aber es sind dafür keine „Übermenschen“ gesucht. Ein 1,0er Abitur zeigt zwar, dass die Person in der Lage war, den schulisch-akademischen Anforderungen im besonderen Maße gerecht zu werden, aber die meisten Stiftungen suchen potenzielle Stipendiaten, die neben akademisch guten Leistungen gleichzeitig ein gesellschaftliches Engagement vorweisen können. Letzterem wird im Zweifelsfall sogar der Vorzug gegeben. Förderer sind ausgesprochen interessiert an Bewerbern, die sich außerschulisch, evtl. auch ehrenamtlich engagieren.
Eine Parteizugehörigkeit ist, selbst wenn man sich für eine „parteinahe Stiftung“ interessiert, keine Pflicht. Ein politisches Engagement ist zweifellos erwünscht, dieses kann jedoch außerhalb von Parteigrenzen existieren. Zudem sind sich die Stiftungen über die Bedeutung weitgehend unpolitischer Aktivitäten bewusst, die für die Gesellschaft relevant sind. Wertgeschätzt wird das Engagement im Sportverein ebenso wie als Gruppenleiter in der Kirche oder in Gremien der Schülermitbestimmung, um einige Beispiele zu nennen.
Es ist auch kein k.o.-Kriterium für eine Stipendiumbewerbung von der Schule nicht vorgeschlagen zu werden. Es gibt heute kein einziges großes Stipendienprogramm, das Bewerber nur auf einen Vorschlag hin ins Bewerbungsverfahren aufnimmt. Selbst die Studienstiftung des Deutschen Volkes ermöglicht seit 2010 die Initiativbewerbung. Entgegen verbreiteter Ansichten: Studienförderer machen in der Regel keinen Unterschied mehr zwischen dem Vorschlag und der Selbstbewertung. (Vgl. Max-Alexander Borreck u. Jan Bruckmann: Das Insider-Dossier. Der Weg zum Stipendium. Tipps zur Bewerbung für 400 Stipendien- und Förderprogrammen. 2. erw. Aufl. Köln 2011, S. 25)
Wichtig ist es, sich mit dem Programm auseinanderzusetzen, für das man sich bewerben möchte, und die Bewerbungsunterlagen sorgfältig vorzubereiten.
Einige der bekanntesten staatlichen Begabtenförderungswerke
Neben Bafög sind die staatlichen Begabtenförderungswerke die wichtigste Säule der staatlichen Studienförderung. Die nachstehenden Stiftungen stellen nur eine Auswahl möglicher Förderungswerke dar, zumal es auch noch hochschulspezifische Stiftungen gibt.
Studienstiftung des deutschen Volkes: http://www.studienstiftung.de/
Sie existiert bereits seit 1925. Die Studienstiftung ist konfessionell, ethisch und gesellschaftlich unabhängig und steht für die Förderung besonders begabter junger Menschen.
Wer erhält das Stipendium der Stiftung des deutschen Volkes?
Friedrich-Ebert-Stiftung (FES): http://www.fes.de/
Sie ist ebenfalls 1925 gegründet worden und steht der sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) nahe. Die FES engagiert sich in politischen Fragen und steht für soziale bzw. sozialdemokratische Werte ein.
Konrad-Adenauer-Stiftung: http://www.kas.de/
Sie ist 1964 gegründet und steht der Christlich Demokratischen Union (CDU) nahe. Die KAS engagiert sich in politischen Fragen und steht für christlich-demokratische bzw. konservative Werte ein.
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: http://www.freiheit.org
Sie wurde 1958 gegründet und startete 1973 ihr Stipendienprogramm und steht der Freien Demokratischen Partei Deutschlands (FDP) nahe. Die Stiftung engagiert sich in politischen Fragen und steht für liberale Werte ein.
Heinrich-Böll-Stiftung: http://www.boell.de/
Sie wurde 1987 gegründet und steht der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ nahe, arbeitet aber von ihr unabhängig. Die Stiftung engagiert sich in politischen Fragen und steht besonders für Ökologie und Nachhaltigkeit wirtschaftlichen und politischen Handelns ein.
Darüber hinaus gibt es an politischen Stiftungen noch die Hanns-Seidel-Stiftung (http://www.hss.de) und die Rosa-Luxemburg-Stiftung (http://www.rosalux.de), die der CSU bzw. der Partei „Die Linke“ nahestehen.
Evangelisches Studienwerk Villigst: http://www.evstudienwerk.de/
Das Studienwerk wurde 1948 gegründet. Es steht der evangelischen Kirche nahe und tritt vor allem für christlich-protestantische Werte ein.
Das Cusanuswerk- Bischöfliche Studienförderung (www.cusanuswerk.de) und das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (http://www.eles-studienwerk.de) stehen hingegen der katholischen bzw. jüdischen Kirche nahe.
Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) – Studienförderwerk Klaus Murmann: http://www.sdw.org
Das Studienförderwerk wurde 1994 gegründet und ist konfessionell und politisch unabhängig. Der Leitsatz der Stiftung lautet „Wir stiften Chancen!“ und fördert junge Menschen, die etwas erreichen wollen.
Hans-Böckler-Stiftung: http://www.boeckler.de
Sie wurde 1977 gegründet und steht dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) nahe. Die Stiftung engagiert sich besonders in Fragen der betrieblichen Mitbestimmung.