Lesung der diesjährigen Bullenpreisträgerin Maja Nielsen am Gymnasium Süd

Am Tag der offiziellen Preisverleihung des Buxtehuder Bullen an die Autorin Maja Nielsen fand am Vormittag an unserer Schule eine Lesung der Preisträgerin statt. Das Besondere:

Neben Maja Nielsen war auch Joachim Neumann, der Zeitzeuge, dessen Geschichte in dem Jugendbuchroman „Der Tunnelbauer“ erzählt wird, anwesend.

Die Aula unserer Schule war mit 110 Schülerinnen und Schülern der Klassen 10 und 11 gut gefüllt. Besonders interessant war das Thema für die 10. Klässler, die gerade auf Klassenfahrt in Berlin gewesen waren.

Abschließend lässt sich sagen, dass es noch nie in der Aula so leise war!

Heike Campen


Der folgende Beitrag von Matilda Lawrenz, Jg. 12, fasst die Eindrücke zu der Lesung und zu den Besonderheiten rund um dieses Buch zusammen:

„Ich muss aus diesem Scheißland raus! Irgendwie muss man hier doch rauskommen!“

„Komm, wir nehmen die Fahrräder und sehen uns die Mauer mal aus der Nähe an!“ Dass sie irgendwo ein Schlupfloch finden würden – daran hatte er keinen Zweifel.

Ins Berlin der 60er-Jahre, in die Zeit von Mauerbau und geteiltem Deutschland, dorthin führt die Geschichte des Romans „Der Tunnelbauer“ von Maja Nielsen.

Als die DDR über Nacht ihre eigenen Bürger einmauert, entschließt sich der Protagonist Achim zur Flucht und lässt sein bisheriges Leben zurück. In West-Berlin angekommen versucht er, auch seine Schwester und Freunde über die Grenze zu bringen – und schließt sich einer Gruppe von Helfern an, die Tunnel graben. Unter der Bernauer Straße hindurch vom Westen in den Osten – 145 Meter in die Freiheit.

Der Autorin Maja Nielsen wurde für ihren Roman über die legendären Tunnelfluchten am vergangenen Donnerstag der „Buxtehuder Bulle“ verliehen. Dieser deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1971 jährlich von einer Jury vergeben, die sich aus Jugendlichen und Erwachsenen zusammensetzt.

„Ich freue mich riesig, dass mein Jugendbuch „Der Tunnelbauer“ mit dem Buxtehuder Bullen 2025 ausgezeichnet wurde! Die Geschichte von Achim, der nach seiner Flucht aus der DDR selbst zum Tunnelbauer wird, basiert auf einer wahren Geschichte – und es bedeutet mir viel, dass sie junge Leser:innen heute noch bewegt“, schreibt die Autorin auf ihrer Website.

Dass der Roman ein reales Vorbild hat, ist neben Nielsens klarer, packender Art zu erzählen wahrscheinlich die Besonderheit, die diesen Teil deutsch-deutscher Geschichte so greifbar und berührend macht. Geschichte lebendig zu erzählen, das sei ihr Ziel, so die Autorin. Für ihre Romane über historische Themen, die inzwischen zu einer Art Spezialität Nielsens geworden sind, arbeitet die Schriftstellerin daher oft eng mit Zeitzeugen zusammen, so auch bei „Der Tunnelbauer“.

Die Handlung und die Figur Achim basieren auf Ereignissen aus dem Leben von Joachim Neumann, der Nielsen mittlerweile auch auf ihren Lesungen begleitet und aus erster Hand von seinen Erfahrungen berichtet.

Auch am Gymnasium Buxtehude Süd waren die beiden im Vorfeld der Preisverleihung zu Gast, sodass Schülerinnen und Schüler am Donnerstagvormittag die Möglichkeit hatten, eine Lesung in der Aula zu besuchen.

Rund anderthalb Stunden dauerte der Vortrag, der detailreich die Hintergründe der Fluchtaktionen beleuchtete. Mal las die Autorin direkt aus ihrem Werk, mal übergab sie das Wort an Neumann, der seine persönlichen Erinnerungen beisteuerte. Untermalt wurde die Veranstaltung von einigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen – vom Tunnel, vom Werkzeug im Kellergewölbe oder von der Gruppe studentischer Tunnelbauer (mit verdeckten Gesichtern, um unerkannt zu bleiben).

Dass Nielsen ursprünglich Schauspiel in Hamburg studierte und vor allem auch für ihre Hörbücher bekannt ist, wurde bei der Lesung deutlich: mit viel Gefühl, Betonung und Kunstpausen trug die Lesekünstlerin – wie sie sich selbst bezeichnet – die entscheidenden Szenen des Werkes vor.

Joachim Neumann stand anschließend noch für Fragen aus dem Publikum bereit.

Ein historisches Thema, zu denen besonders jungen Menschen häufig der Zugang fehlt, so zu transportieren, wie Nielsen es tut, ist nicht nur wichtig für die Auseinandersetzung mit Geschichte, Demokratie und Fragen über Freiheit – es ist auch unterhaltsam. Und obwohl es vielen Schülerinnen und Schülern vielleicht in erster Linie darauf ankam, zumindest keinen regulären Unterricht machen zu müssen, war die Lesung im Endeffekt doch eine besondere Gelegenheit, sich mit einer faszinierenden Geschichte auseinanderzusetzen.