„Viel Lärm um nichts“

Schüler und Ehemalige vom Gym Süd treten im STADEUM auf.

„Speak low, if you speak love.“

Am 13. und 14. September wirken Schüler und Ehemalige des Gymnasium Buxtehude Süd auf der Bühne des STADEUM in William Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“ („Much Ado About Nothing“) mit. Die neue Inszenierung von Jannik Graf wird mit Musik der Buxtehuder Indie- Band Dicult Subject begleitet.

Zurück von der Schlacht wird ausgiebig gefeiert, getrunken, getanzt und geheiratet, sogar verfeindete Prinzenbrüder lassen sich zwangsvereinen. Nur zwei sträuben sich widerspenstig vor den Liebesspielen: Beatrice und Benedict, berühmt und berüchtigt für ihre vernichtenden Wortgefechte. Mit rhetorischer Brillianz beleidigen, verabscheuen und verletzen sie sich, hacken brutal auf ihren scheinbar unüberwindbaren Differenzen herum – obwohl sie sich eigentlich viel ähnlicher sind, als sie zugeben würden. Die Partygäste haben das längst bemerkt und verabreden, angeführt vom verspielten Prinzen Don Pedro, ein folgenschweres Täuschungsmanöver für die beiden Streitsüchtigen.

Doch Streiche dienen nicht nur dem Guten, und so plant Don Pedros von Vergeltungsdrang geplagter Bruder Don John gleichzeitig eine verhängnisvolle Intrige…

William Shakespeare schrieb die Beziehungskomödie Ende des 16. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im selben Zeitraum entstanden Klassiker wie z.B. „Ein Sommernachtstraum“.

„In meiner Gegenwart lernt man die Stille schätzen.“, kommentiert die sarkastische Beatrice (Eliza Müller) sich selbst. Und sie hat nicht unrecht.

Beatrice wird in der Neuinszenierung als ebenso wortgewandtes wie intelligentes Plappermaul, das sich nichts vorschreiben lässt und kein Blatt vor den Mund nimmt, zur zentralen und vielleicht interessantesten Figur des Klassikers: Voll unterhaltsamer Überraschungen, unheimlich verrückt und vor allem ungeahnt gefühlvoll.

Sie verachtet alles, was männlich ist – ihr Gegenstück Benedict ( Jannik Graf ) ist weit und breit als  „Frauenhasser“ bekannt. Das ungleiche Anti-Liebespaar, welches sich so sehr gegen die Liebe wehrt und ihr dann schließlich doch bei erster Gelegenheit verfällt, ist wohl ein besonderer Grund für die Bekanntheit und Beliebtheit von Shakespeares zeitlos komischen Verwirrspiel um Sein und Schein. Und um die Manipulierbarkeit der Liebe.

Jannik, der 2014 Abitur am Gym Süd gemacht hat, inszeniert die Geschichte eines auf allen Ebenen tobenden Geschlechterkonfliktes in einer modernen und erfrischenden Weise, die weder ihren originellen, sprachakrobatischen Humor, noch ihre 400-jährige und erstaunlich aktuelle Aussagekraft außer Acht lässt. Auf der Halepaghen-Bühne hat er mit dem Kern seines kreativen Teams vor zwei Jahren bereits Shakespeares „Was ihr wollt“ inszeniert und letztes Jahr eine multimediale Adaption von Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ uraufgeführt. Zum Team, das sich momentan in den Endproben befindet, gehören neben Eliza ( Jahrgang 11) u.a. Johanna Poppe ( Jahrgang 10); Moritz Ischebeck, Corvin Engelken und Johannes Clausen (Abitur 2014); Paul Appelles und Katrin Trost (Abitur 2016); und Evelyn Heider (Abitur  2018).

„Beatrice und Benedict sind zum Prototyp für unzählige Komödienpaare etwa des Hollywoodfilms der dreißiger bis fünfziger Jahre geworden, wo die intellektuell hochbegabten Partner (man denke an Cary Grant und Katherine Hepburn) sich aufs heftigste befehden, um schließlich zu einem die gegenseitige Freiheit und Gleichrangigkeit respektierenden Verhältnis zu gelangen.“, schreibt die Essayistin Ingeborg Boltz. Das gegensätzliche Duo zeige uns bis heute, so Jannik, wie wir Sexismus, Vorurteile, Rollenvorstellungen und gesellschaftliche Konventionen abbauen können:

„Sie sind die Außenseiter in diesem Stück“, sagt der junge Regisseur/Schauspieler, „und verstoßen beharrlich gegen sämtliche Verhaltensnormen. Von Anfang bis Ende treten sie als gleichwertige Figuren auf; das ist eine absolute Besonderheit in Stücken aus dieser Zeit.“

Widerspenstig und progressiv weiß sich Beatrice in der von Don Pedro (Moritz Ischebeck) und seinen Gefährten angeführten Männerwelt zu behaupten: „Ihr unkonventionelles, grenzüberschreitendes Verhalten macht sie zu einer hochspannenden Figur.“, findet ihre Darstellerin Eliza.

Vielleicht ist es die vorerst letzte Produktion von Jannik Graf hier im Norden: In diesem Jahr beginnt der junge Regisseur und Schauspieler seine Ausbildung an der staatlichen Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.

Der Stader Förderkreis im STADEUM e.V. präsentiert „Viel Lärm um nichts“ in einer erfrischend phantasie- und humorvollen Neuinszenierung und mit Musik der Band Dicult Subject am 13. und 14. September 2018, jeweils um 19.45 Uhr im STADEUM.

Die Band Difficult Subject begleitet die Inszenierung musikalisch und erfindet unter anderem Kurt Weills Jazz-Standard „Speak Low“ neu, der auf dem berühmten Zitat aus Shakespeares Komödie basiert und sich wie ein Stilmittel immer wieder im Stück wiederfinden wird.

Karten sind ab 13,50€ erhältlich auf stadeum.de, unter der Ticket-Hotline 04141 / 40 91 40 und an den Vorverkaufsstellen des STADEUM, Schiffertorsstraße 6, 21682 Stade. Für Schüler*innen und Studierende gibt es 50% Ermäßigung bei telefonischer Bestellung und an den Vorverkaufsstellen.

Fotos: Andre Schaapen